Dokumentation der Veranstaltung 
Demokratie & Wertevermittlung in Jugendverbänden

Am 16. Juni 2021 fand auf der Predigerwiese in Erfurt die Gesprächsrunde Demokratie und Wertevermittlung in Jugendverbänden – Diskussion des 16. Kinder und Jugendberichts statt.

Es nahmen Ehrenamtliche aus sieben Erfurter Jugendverbänden und Vertreter:innen des Erfurter Stadtrats, des Jugendhilfeausschusses, des Dezernats 05 und des Jugendamt Erfurts teil.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für die gelungene Veranstaltung!

(Alle Fotos von: David Rolfs)

Ankunft auf der Predigerwiese

Bei der Ankunft erwartet die Gäste eine kleine Ausstellung der beteiligten Jugendverbände

Die Jugendverbände stellen sich vor

Begrüßung und „Speed-Dating“

Jugendverbände als Lernorte für Demokratie – eine biografische Annährung 

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Stadtjugendring Erfurt geht es ins „Speed-Dating“.

Politiker:innen und Verwaltungsmitarbeiter:innen sitzen Ehrenamtlichen aus Jugendverbänden gegenüber und haben jeweils zwei Minuten Zeit für eine gegenseitige Kennenlern-Frage, danach werden die Gesprächspartner:innen gewechselt. 

„Wie bin ich in meinen Jugendverband gekommen“ bzw. „Wie bin ich in die Politik gekommen“?

Unsere Bürgermeisterin Frau Hofmann-Domke im Gespräch mit Ehrenamtlichen des SJW der AWO und der SJD – Die Falken.

„Was war mein schönstes Jugendverbandserlebnis“ bzw. „Wo habe ich meine Freizeit in meiner Jugend verbracht“?

Katja Maurer (DIE LINKE, Mitglied des Landtags, Stadtratsmitglied & im Jugendhilfeausschuss) im Gespräch mit der Johanniterjugend

„Was habe ich in meinem Jugendverband über Demokratie gelernt“ bzw. „Was habe ich im Stadtrat über Demokratie gelernt“?

Lilli Fischer (CDU, Mitglied im Stadtrat & Jugendhilfeausschuss, Vorsitzende des Unterausschusses Kinder- und Jugendförderplanung) im Gespräch mit Ehrenamtlichen der Naturfreundejugend

„Wie funktioniert politische Bildung in meinem Jugendverband“ bzw. „Was war ein wichtiger Lernort im Bereich politische Bildung für mich“?

Astrid Rothe-Beinlich (Bündnis 90 / Die Grünen, jugendpolitische Sprecherin & Mitglied des Landtags, sowie Stadtratsmitglied & Vorsitzende des Sozialausschusses) im Gespräch mit dem Jugendrotkreuz

„Was ist eine Fähigkeit, die ich in meinem Jugendverband gelernt habe“ bzw. „Was ist eine Fähigkeit, die ich in der Politik gelernt habe“?

Ralf Jungnickel (SPD Erfurt, Ausschuss für Bildung und Kultur) im Gespräch mit der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg

„Was mache ich in meinem Jugendverband“ bzw. „Was mache ich in der Stadtpolitik“?

Daniel Mroß (SPD Erfurt, Stadtratsmitglied & Jugendhilfeausschuss-Vorsitzender) im Gespräch mit der DGB Jugend Erfurt

Vorstellung des 16. Kinder- und Jugendberichts

„Der Bericht erklärt die Orientierung junger Menschen an demokratischen Werten und die Entwicklung kritischer Urteilskraft zum vornehmsten Ziel politischer Bildung und fordert ein deutliches Bekenntnis der Politik zu einer unverzichtbaren, an Demokratie und Menschenrechten orientierten politischen Bildung“

Klimawandel, Globalisierung, Corona, … – diese Gesellschaft steht vor vielfältigen Aufgaben

Ohnmachtserfahrungen von Einzelnen & erstarkende rechte Bewegungen machen Demokratieerziehung und politische Bildung zu einer Herausforderung

Politische Bildung ist nicht neutral, sondern funktioniert über eine plurale Zivilgesellschaft & bezieht Stellung gegen antidemokratische und menschenfeindliche Aussagen

Theorie & Praxis – Politische Bildung und praktische Demokratieerfahrung junger Menschen müssen Hand in Hand gehen

Politische Bildung zielt auf die Mündigkeit der Lernenden & befähigt diese, ihre Lebenswelt und die Gesellschaft aktiv zu gestalten

Politische Bildungsprozesse sind Aushandlungsprozesse – es geht nicht bloß um eine Eingliederung in bestehende gesellschaftspolitische Verhältnisse, sondern auch die Mitgestaltung und ggf. Veränderung dieser

Kleingruppen-Diskussion

Erste Ergebnisse aus den Kleingruppen-Diskussionen

Politische Bildung
Wichtige Werte sind Nächstenliebe, Solidarität, Nachhaltigkeit, Gleichberechtigung, … . Politische Bildung passiert häufig implizit und informell im Alltag von Jugendverbänden – junge Menschen entscheiden selbst und diskutieren dabei miteinander. Außerdem passiert politische Bildung durch selbstorganisierte Vorträge, Workshops, Juleica-Module, spielerische Methoden, Beteiligung an Demos und Aktionstagen.  

Demokratieerfahrungen
Demokratie ist mehr als bloße Mehrheitsentscheidung – auch Minderheiten müssen berücksichtigt werden, die Beteiligung und der Entscheidungsprozess sind genau so wichtig wie die Entscheidung selbst. Demokratie im Jugendverband darf nicht ermüdend oder entmutigend sein. Es braucht ein Lernen voneinander, die Weitergabe von Wissen und eine Einarbeitung in die demokratischen Strukturen des Verbandes – Hauptamtliche können dabei eine gute Unterstützung sein.

Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement
Ehrenamt braucht gesellschaftliche Anerkennung und Würdigung – etwa in Form von Aufwandsentschädigungen, Freistellung von Ausbildung/Beruf oder Anerkennung in der Rente. Selbstorganisation in Jugendverbänden braucht ausreichende finanzielle Mittel und personelle Unterstützung durch Hauptamtliche. Es braucht möglichst wenig bürokratische Hürden und Freiräume.

Ehrenamtliche, Verwaltung und Politik im fachlichen Austausch

In den Kleingruppen werden folgende Fragen besprochen:

  • Wie funktioniert politische Bildung und Wertevermittlung in eurem Jugendverband?
  • Demokratieerfahrungen brauchen Zeit, Geduld und Raum zum Ausprobieren und Scheitern. Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten seht ihr dabei?
  • Was für Rahmenbedingungen braucht es, damit ihr euer Engagement im Jugendverband gut umsetzen könnt?

Abschlussrunde & Ergebnisse

Zum Schluss wird noch einmal über Herausforderungen der Jugendverbandsarbeit und fachliche Empfehlungen des 16. Kinder- und Jugendberichtes an die Politik gesprochen – Feedbackrunde und Gruppenfoto dürfen natürlich nicht fehlen.

Herausforderungen von Jugendverbänden (Auszüge)

  • Selbsttätigkeit junger Menschen vs. Vertrieblichung oder Verschulung
  • Mangelnde Zeit für Ehrenamt
  • Offenheit für neue gesellschaftliche Entwicklungen / Jugendbewegungen
  • Diversität der Ehrenamtlichen und Nutzer:innen der Angebote
  • Spannungsfeld zwischen Freizeit, Bildung, Ehrenamt und Politik
  • Versacken im Verbandsleben vs. Wirken in die Gesellschaft

Empfehlungen an die Politik (Auszüge)

  • Förderung einer (weltanschaulich) vielfältigen und pluralen Jugendverbandslandschaft
  • Freiräume schaffen
  • Förderung von Initiativen (post)migrantischer Selbstorganisation
  • Politische Bildung ist auf Dauer angelegt und braucht entsprechende Rahmenbedingungen
  • Starke Kinder- und Jugendbeteiligung: Politische Bildung lebt von echten Partizipationserfahrungen

Danke an alle Beteiligten für die gelungene Veranstaltung!